Oft nahm mich der Grossvater (Fritz Bode) auch zu seinen Ausfahrten mit, er bewirtschaftete ausser der eigenen Pachtung noch die Oberaufsicht der Domäne Koldingen mit dem Vorwerk Ruthe. Erinnere mich noch an eine fahrt nach dem Deister, zum jetzt kaiserlichen Jagdschloss Springe, wo der Fütterung der Wildschweine zuzusehen mein höchstes Entzücken war, ebenso an viele Fahrten durch Feld, Wiesen, Anger u. selten auch einmal durch Wald, als Begleiterin des Grossvaters, wenn dieser seine Wirtschaft besichtigte; hier ist jedenfalls mir schon damals das Landleben so lieb geworden. Im Dorfe (Hüpede) hatte ich eine gute Freundin, Alwine Becker, mit der ich gern spielte, hier bin ich auch zum ersten Male in der Kirche gewesen, was mir sehr feierlich war u. wo ich während des Gesanges der Gemeinde immer mein Abendgebet leise hersagte, um mich doch auch an dem Gottesdienste zu beteiligen, lesen konnte ich ja noch nicht u. Singen ist ja leider stets meine schwache Seite geblieben. An Pastor Becker u. seine Frau gabs wohlwollender Freundlichkeit u. Bewirtung mit frischem Kuchen. Diese rechte Grossmutter (Luise Quittenbaum) schätzte ich weniger, sie war, auch gegen mich, oft unfreundlich u. misstrauisch, vor allem quälte sie unsere überzrte Mutter sehr u. brachte Unfrieden in unser sonst glückliches Elternhaus. Habe früh die Unbefangenheit der Jugend verloren u. bin härter dadurch geworden." Ungünstig auf Mamas Gesundheit hat ausserdem jedenfalls das kalte Wohnhaus in der Neuen- u. Schützenstr. mit gewirkt, mit seiner Nord-u. Ostlage, das fast ohne Sonne war. Ich selbst bin erst als Frau gesund u. kräftig geworden, in ländlicher Freiheit, gehegt von der Güte u. Liebe meines unvergesslichen Mannes." Zuerst lebte das junge Paar (Allwine + Christian Hostmann) in Düsseldorf, wo diese auch bald einmal von Mama besucht wurde, einer Reise, wozu man damals einen Pass gebrauchte u. lange unterwegs war. Später zogen Hostmanns nach Hannover; ohne dort eignen Haushalt zu führen, wohnten sie mehrere Jahre in Hotel de Russie, am Bahnhof gelegen. Zu Besuch mit Emil B. wurden wir recht verwöhnt, ausserdem nahm man uns öfters ins Theater mit, wo ich z.b. die damals sehr berühmte Frau von Bärendorf im "Damenkampf" von Scribe sah. Ihre grossartige Erscheinung machte einen derartig bleibenden Eindruck auf mich, dass ich die Dame sofort wiedererkannte u. meinem Manne ihren Namen nannte, als ich mit ihr, nach mehr als 20 jahren, zufällig an der Hoteltafel des Grand Hotels in Bellaggio zusammentraf." Braunschweigische Messe: "Zweimal im Jahre, im Februar u. im August, Schönste Kindererinnerung!, brachte sie reiches Leben in unsere sonst stille Vaterstadt. Schon die Vorbereitungen, der Budenbau auf den Märkten, das Öffnen der Läden in den Häusern der Hauptstrassen erregte Teilnahme u. wie waren erst die Kinder dabei interessiert, wo unser Elternhaus in der lebhaftesten Messgegend lag u. auch darin die ganze untere Etage zu Läden eingerichtet wurde. Im zweiten Stock des Hauses wurden die Logierzimmer für die Messefremden der unteren Läden eingerichtet. Die meisten der auswärtigen Fabrikanten, die in unserem Hause Läden gemietet hatten, kamen schon viele Jahre zu uns u. herrschten gute Beziehungen zwischen ihnen u. den Eltern. Vom Lande u. aus den benachbarten Städten kamen die Einkäufer, Drehorgeln u. wandernde Musikantentrupps, meist in Bergmannstracht und darum allgemein nur "Bergleute" genannt, spielten auf allen Strassen; für die Kinder bildeten die vielen umherziehenden Kasperle-Theater u. die reich mit Leckerbissen besetzten Honigkuchenbuden die grösste Anziehung. Früh lernte ich dort auch einen guten Circus kennen, Renz kam regelmässig nach Braunschweig u. für Kätchen Renz u. ihr Schulreiten, sowie für die Ballet auf dem Pferde tanzenden Kinder habe ich damals geschwärmt, u. sie um ihr Leben beneidet, mit solch einem Wohnwagen die ganze Welt zu durchfahren, erschien mir als der Gipfel allen Erdenglückes." "Viel bescheidener, aber doch für uns sehr schön, spielte sich im Juli die Masch ab, das braunschweiger Schützenfest, das auf den vor dem Petritor gelegenen Maschwiesen abgehalten und darum kurz "Masch" gennant wurde". "Ich Besuchte die Pottsche Privattöchterschule in Braunschweig am Katharinenfriedhof gelegen, wir doch sehr anregende Lehrer, die dauerndes Interesse weckten. An jederlehrstunde nahm ausser dem Lehrer, noch auf einem zweiten Katheder mehr im Hintergrunde, eine gebildete Dame teil, die dem Lehrer sowohl die Führung der Klassenbücher wie die Disziplin der Schülerinnen abnahm, so dass dieser seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit dem Unterricht zuwenden konnte. Allein die Anwesenheit dieser Dame hielt uns übermütige Mädchen in Zucht, behütete aber auch die Lehrer vor Entgleisungen. Einige liebten wir schwärmerisch, so Julie Dedekind, andere fürchteten wir etwas, wie Luise Sallentien, die ich erst später als meines Mannes Cousine näher kennen u. schätzen gelernt habe. Mit 14 1/2 Jahre hatte ich die Schule durchgemacht u. hatte ausserdem noch mehrere Jahre guten französichen Privatunterricht bei Mad. Lotumier, eine Pariserin." "Ostern 1865 (23.04) wurde ich konfirmiert inder Martini-Kirche mit vorbereitungsstunen dafür von Pastor Onkel Steinmeyer" " Im Sommer 1868 lernte ich im eigenen Hause (Nach der Heirat in Dedeleben) richtig kochen u. wirtschaften, wozu ich im Elternhause bei der abgelegenen Küche keine gelegenheit gehabt hatte. Es machte mir grosse Freude u. hatte ich die Genugtuung, das meinem Manne das selbst zubereitete essen ebenso gut schmeckte. Auch um das Waschen usw. kümmerte ich mich selbst, was bei den ungenügenden ländlichen Hilfen sehr nötig war, meine Kenntnisse zugleich erweiterte u. mir Sicherheit in der Wirtschaftsführung gab. (Helene Krüger geb. Bardenwerper - 1930)
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Fuentes
Fuente
Krüger Familiengeschichte Publicación: Kursivhandschrift vom Verfasser selbst, nur 1 original u. Abschriften Detalles de la cita: 6, 10, 11,12, 14, 40, Fecha de la entrada en la fuente original: 1949
Nota: Abschrift von Pedro Pantaenius
Nota: Abschrift in Händen von Pedro M. Pantaenius u. Hildegard H. H. Krüger
Fuente
Bardenwerpersche "Lebens - Erinnerungen" Publicación: Original in Handschrift 1930. Abschrift u. Bemerkungen von August Krüger 1936 Detalles de la cita: 10, 33 - 36 Fecha de la entrada en la fuente original: 1930
Nota: Kopie der Abschrift auch bei Pedro Pantaenius in Esquel Chubut Argentina
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Audiovisuales
Objeto audiovisual
L. Helene Bardenwerper 1921 (M407)
Nota: Krüger Familientreffen Dessau 14/8/1921
Nota: Krüger Familientreffen Dessau 14/8/1921
Objeto audiovisual
Louise Helene Bardenwerper (M406)
Nota: Seite 6. Original Familiengeschichte bei Guillo
Nota: Seite 6. Original Familiengeschichte bei Guillo